Sie halten sich hartnäckig: Die Mythen über Wärmepumpen. Dabei gibt es derzeit kein effizienteres Heizsystem. Zeit, mit den drei gängigsten aufzuräumen. Energieberater Oliver Temm hat sie sich angesehen.
Die Wärmepumpe wird derzeit viel diskutiert. Fakt ist: Sie ist oft besser als ihr Ruf, lässt sich problemlos auch in Bestandsgebäuden betreiben und ist effizienter als fossile Heizungen auch bei Kälte. Dennoch kursieren häufig falsche Behauptungen. Oliver Temm, Energieberater und Inhaber von Temm Haustechnik, klärt auf.
Mythos Nr. 1: Wärmepumpen funktionieren nur in Neubauten
Häufig wird behauptet, dass Wärmepumpen nur in Neubauten oder in sehr gut sanierten Gebäuden funktionieren. „Das stimmt so nicht. Gerade neuere Wärmepumpen können in den meisten Bestandsgebäuden wirtschaftlich betrieben werden“, sagt Oliver Temm, Energieberater und Inhaber von Temm Haustechnik. „Heute erfüllen sehr viele Bestandsbauten die Rahmenbedingungen, um effizient mit einer Wärmepumpe beheizt zu werden.
„Ob eine Wärmepumpe sich für das jeweilige Gebäude eignet, sollte im Einzelfall jedoch mit einem Energieberater oder Haustechnikunternehmen, das auf Wärmepumpeneinbau spezialisiert ist, im Vorfeld geklärt werden“, rät der Energieberater und Inhaber von Temm Haustechnik. „Gerne beraten wir Hausbesitzer dazu, ob eine Wärmepumpe in Ihrem Haus effizient betrieben werden kann.“
Mythos Nr. 2: Wärmepumpen funktionieren nur in Kombination mit einer Fußbodenheizung
Wärmepumpen und Fußbodenheizung sind tatsächlich eine sehr gute Kombination, aber nicht die einzige Möglichkeit für den Betrieb einer Wärmepumpe. Flächenheizungen wie die Fußbodenheizung können mit niedrigen Temperaturen betrieben werden. Somit eignen sie sich perfekt für den Betrieb der Wärmepumpe. Bis zu einer Vorlauftemperatur von 55 Grad läuft die Wärmepumpe optimal. Allerdings müssen nicht alle Hausbesitzer ihre Heizung in eine Fußbodenheizung umrüsten, um Wärmepumpen zu nutzen.
Auch beispielsweise mit Niedertemperatur-Heizkörpern, oft als Wärmepumpenheizkörper, Tieftemperaturheizkörper und Niedrigtemperaturheizkörper bezeichnet, können Wärmepumpen gut arbeiten. Denn diese können mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur betrieben werden. In der Regel liegt diese zwischen 35 und 45 Grad Celsius. (Weitere Infos in unserem Blog: Vorteile von Niedertemperatur-Heizkörpern)
Doch auch mit den meisten Radiatoren ist ein effizienter Betrieb möglich. „Es reicht bei der Sanierung daher häufig aus, nur defekte Radiatoren auszutauschen, um gute Bedingungen für den Betrieb einer Wärmepumpe zu schaffen“, sagt Oliver Temm. Wer das im Vorfeld einmal prüfen möchte, kann dies ganz einfach tun, indem er die Vorlauftemperatur seiner bestehenden Heizung auf 55 Grad absenke. Auf diese Weise ließen sich defekte Heizkörper identifizieren und man könne erkennen, ob das Gebäude mit einer Wärmepumpe betrieben werden kann.
Mythos Nr.3: Eine Wärmepumpe ist ein Stromfresser
„Wärmepumpen sind derzeit die effizienteste Heizungsart, sie schlagen selbst bei niedrigen Temperaturen im Winter die klassischen fossilen Verbrenner“, erklärt Oliver Temm. Um ein typisches Wohngebäude mit 160 Quadratmetern zu beheizen, benötigt man zwischen 4.000 und 6.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das gilt auch für ältere Gebäude. „Selbst bei einem vergleichsweise niedrigen Gaspreis, wie zuletzt im Januar 2022, waren die Betriebskosten der Wärmepumpe damit niedriger als die einer Gastherme. Das haben Untersuchungen gezeigt.“
Mittlerweile gibt es sogar wieder vermehrt günstige Heizstromtarife. Eine weitere und sogar kostensparendere Möglichkeit ist die Kombination mit einer Solaranlage. So lässt sich der vergleichsweise niedrige Stromverbrauch noch einmal senken und kommt dieser aus der Photovoltaikanlage, ist die Heizung besonders nachhaltig. „Die Kombination mit einer Photovoltaikanlage ist für Wärmepumpen jedoch keine Voraussetzung“, erklärt Oliver Temm.
Kostet dieser nicht ein Vielfaches des Gaspreises, sind Wärmepumpen auch wirtschaftlicher. Da in den nächsten Jahren die Kosten für Gas und Öl aufgrund der CO2-Abgabe steigen werden, rechnen sich Wärmepumpen weiter zunehmend.
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